26. April 2024
Ghost: "Prequelle"-Cover
Allgemein

Rezension: Ghost – „Prequelle“: Wir sehen uns im Stadion!

Über einen Bemusterungsstream hatte ich die Gelegenheit, mir das neue Ghost-Album zu Gemüte zu führen. Die drei Vorgänger gefielen mir gut, besonders „Meliora“ habe ich viel und ausdauernd gehört. Zuletzt hatte Bandleader Tobias Forge es ja nicht mit Musik, sondern mit Rechtsstreitigkeiten in die Schlagzeilen geschafft. Nun spielt endlich wieder die Musik die erste Geige.

Dass Ghost über eine breite Fanbase verfügen, zeigt der Erfolg ihrer bisherigen Platten, die sich allesamt in den Charts platzierten, – und die immer größer werdenden Konzerthallen, wenn es auf Tour geht. Kann „Prequelle“* also die hohen Erwartungen erfüllen? „Rats“ (zum Video), die erste Single, setzte bereits eine verheißungsvolle Duftmarke.

Aber jetzt mal im Ernst: Yes? Blue Öyster Cult? Alice Cooper? Klingt so die Zukunft des Rock? Jup, finden jedenfalls Ghost. Ihr neues Album präsentiert die Band eingängiger und stadionrockiger denn je. Ach Gottchen, im Instrumental „Miasma“ findet sich sogar ein Saxophon-Solo.

Eines ist mal sicher: Vor höllisch klebrigen Refrains wie den von „Rats“, „Dance Macabre“ oder „Pro Memoriam“ gibt es kein Entrinnen. Während er sich inhaltlich mit Pest, Tod und Teufel auseinandersetzt, lebt Tobias Forge seine Liebe zu süßen Zuckerhooks hemmungsloser aus als jemals zuvor. Diesen schönen Gegensatz treiben er und seine namenlosen „Ghouls“ auf „Prequelle“ noch lustvoller, noch entschlossener auf die Spitze. Bei Ghost wird eben noch in Schönheit gestorben…

Den Songs tut das gut: Es geht dynamischer zu und weniger feierlich, dafür bisweilen geradezu kitschig, aber immer unverwechselbar. Ob das Forges neuem Alter Ego Cardinal Copia zu verdanken ist, der ab sofort den verblichenen Papa Emeritus III als Sänger ersetzt? Auf sakralen Mummenschanz verzichten Ghost nämlich weiterhin nicht.

Insgesamt hinterlässt „Prequelle“ einen starken, einen bleibenden Eindruck. Allerdings ist die Gefahr höher, sich am neuen Material satt zu hören. Es stört der höhere Kitschanteil, mit Macht scheinen Ghost ins Radion, ins Stadion, in den Mainstream zu drängen. Vielleicht eine Spur zu vehement. Das aber sollen die Fans entscheiden.

Spinefarm (Universal Music); www.ghost-official.com

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